Uni, Theater, Kino: Dübens Hörsaal wird multifunktional - LVZ Artikel vom 19.01.2021

- Auditorium am Evangelischen Schulzentrum wird saniert /Kosten: rund eine Million Euro / Retro-Stil soll beibehalten werden

Bad Düben. Welcher Film läuft, wenn ein neues Winter-Semester startet? Bad Dübens Bürgermeisterin Astrid Münster (FWG) würde die Tradition vieler Universitäten gern aufgreifen und sieht noch in diesem Jahr im sanierten und dann wieder voll besetzten Multifunktionssaal am Evangelischen Schulzentrum schon Heinz Rühmanns legendäre „Feuerzangenbowle“ über die Leinwand flimmern.

Ehe der gezuckerte und mit Rum angereicherte Rotweinpunsch angesetzt und stilvoll kredenzt werden kann, vergehen Monate. Letztlich hängt vieles vom aktuellen Verlauf der Pandemie ab. Der vorerst wichtigste Schritt aber ist getan: Die Fördermittel für die Sanierung des alten Saals sind bewilligt, es kann – so der Plan – im ersten Halbjahr losgehen. „Ohne die Gelder wär es nicht gegangen“, so Münster. Am 28. Januar wird der Stadtrat in seiner digitalen Sitzung den Geschäftsbesorgungsvertrag zwischen Stadt und Trägerverein, der die Maßnahme durchführt, beraten.

Es ist ein teures Unterfangen, zu dem sich Stadt und ESZ frühzeitig bekannt haben. Rund eine Million Euro Kosten sind avisiert. Seit September steht fest, wie das Projekt finanziert wird. Bund und Land stellen aus dem Städtebauförderprogramm „Stadtumbau/Wachstum“ je ein Drittel bereit. In das verbleibende teilen sich ESZ als künftiger Hauptnutzer mit 23 Prozent und die Stadt mit 100 000 Euro.

Eine grobe Planung der SAI Stelzel Architekten & Ingenieure GmbH Leipzig, so Geschäftsführer Gisbert Helbing, gibt es bereits. Dreh- und Angelpunkt ist der Hörsaal mit rund 370 Holzsitzen und aufklappbaren Schreibflächen. „Um den Saal zu sanieren, müssen sie komplett ausgebaut und eingelagert werden“, so Helbing. Rund 70 waren vor Jahren durch Vandalismus zerstört worden, 90 Prozent davon habe der Hausmeister bereits instand gesetzt.

Die wellige Form des Daches bleibt erhalten, erneuert werden muss es. Brandschutz, Lüftungsanlage, Fenster und Bühnentechnik, Zuschauerplätze im Außenbereich sind weitere Punkte einer langen Liste, die in den nächsten Monaten abgearbeitet wird. Der Trägerverein hofft, dass unangenehme Überraschungen hinsichtlich Statik oder Leitungen ausbleiben. Trotz frischer Farbe, neuer Bühne und moderner Technik steht fest: Der ursprüngliche Charakter des Hörsaals des einstigen Schulgebäudes der Militärtechnischen Schule der Luftstreitkräfte/Luftverteidigung „Harry Kuhn“ und späteren Albert-Schweitzer-Gymnasiums soll erhalten bleiben.

Knackpunkt dürfte das Bühnenhaus werden. Bisher hat der Hörsaal keine Bühne, vielmehr nur eine Leinwand. Geplant ist eine Installation, die zum einen im Innenraum nutzbar ist, die sich zudem im Außenbereich als Amphitheater fortsetzt und von dort aus bespielbar ist. „Das geht auch gleichzeitig. Selbst eine Hybridveranstaltung wäre denkbar, mit Zuschauern im Saal und draußen“, so Münster.

Ideen, wie der Raum künftig genutzt werden könnte, betreffen bei weitem nicht nur die Schule, sondern reichen in die Stadt und in die Region. Kino, Theater, Veranstaltungen von Kreismusik-, Volkshochschule oder Vereinen könnten hier stattfinden, selbst Sitzungen des Stadtrates seien denkbar, auch Vorstellungen einer Bürger-Uni gibt es.

Quellenangabe: LVZ Delitzsch-Eilenburg vom 19.01.2021, Seite 29

 

Universitätsstadt Bad Düben

Er wirkt ein bisschen wie ein Fremdkörper, der so gar nicht zum hellen Anstrich des Evangelischen Schulzentrums und seinem immer mehr Gestalt annehmenden Außenbild passen will. Gezählt sind die Tage des alten Hörsaals aber nicht. Im Gegenteil. Der Raum soll saniert werden, ein neues Bühnenhaus bekommen, optisch innen wie außen aufgefrischt werden und trotz allem seinen ursprünglichen Hörsaal-Charakter erhalten. Natürlich – das Relikt aus NVA-Zeiten hätte man im Zuge des Umbaus des alten Gymnasiums zum modernen Schulzentrum abreißen können. Es kommt anders und das ist gut so, auch wenn die Sanierung des in die Jahre gekommenen Raumes teuer ist, ohne Fördermittel nicht machbar gewesen wäre. Wer kann schon solch einen Hörsaal aufweisen, der tatsächlich noch einer ist? Zudem, wenn so viele Ideen, ihn mit Leben zu erfüllen, da sind. Theater, Vortragssaal, Kino und viel mehr. Wohlgemerkt – nicht ausschließlich für die Schule, sondern auch die Bürger von Stadt und Region, für Nutzer wie Kreismusik-, Volkshochschule oder Vereine. Vielleicht wird die Kur- gar noch zur Universitätsstadt, wenn sich das Ziel einer Bürgeruniversität, wie immer sie auch aussehen mag, umsetzen lässt.

E-Mail k.kabelitz@lvz.de


Quellenangabe: LVZ Delitzsch-Eilenburg vom 19.01.2021, Seite 30
 

 

Zurück zur Übersicht